Ich bin der RockRentner im Harz
und berichte hier von meinen Wanderungen, Begegnungen und Erlebnissen (nicht nur) im Harz.
Torfhausmoor & Luchsdenkmal
13.06.2024
Meine neuen Wanderschuhe sollten heute bei einem Streifzug durch die Natur am Torfhausmoor ihre Premiere haben.
Den Rundweg auf ungefähr 800 Höhenmeter, unterhalb des Brocken, habe ich schon lange auf dem Zettel. Da oben
zeigen sich alle möglichen Harzgewächse gerade in voller Pracht und Schönheit. Also nichts wie raus aus dem
Polituniversum der Medien, auf der Piste durch Bad Harzburg, Torfhaus durchfahren und dann links einbiegen. Der
kleine Parkplatz am Beginn des Goetheweges hat noch eine freie Lücke. Man kann das Glück auch darum bitten,
schließlich war ich Außendienstler.
Hier stehen nur wenige Gebäude: drei Wanderheime, ’ne Pension, zwei Häuser, das war’s. Am letzten zweigt rechts ein
Pfad ab und schon nach wenigen Schritten öffnet sich eine völlig andere Naturwelt. Ein Pfad voller Wurzeln und Steine,
links und rechts die nackten Stämme toter Bäume, aber am Boden drängt frisches Grün zum Licht und füllt die Lücken.
Dies ist ein Beginn des Goethewanderweges zum Brocken. Dort zieht es mich heute (noch) nicht hin, obwohl es mich
reizt, einer Seniorenwandergruppe zu folgen. Zum Moor muss ich auf einen hölzernen Trampelpfad einbiegen und finde
mich nur wenige Schritte weiter plötzlich vor einer großen Lichtung wieder, das Torfhausmoor, auch Radauer Bornmoor
genannt. Das seltene Naturwunder erstreckt sich über 30 Hektar und kann bis zu 6 Meter in die Tiefe reichen. Also
schön auf dem Holzsteg bleiben, denn oberhalb ist es ohnehin reizvoller!
Da stehe ich vor dieser verdammt großen Moorfläche und die sieht gar nicht gefährlich aus, sondern graziös und
friedlich. Weit hinten ragt ein Waldpanorama empor und dahinter das Brockenplateau. Die Szenerie strahlt viel Ruhe
und irgendwie auch Grazie aus. Ein Ort zum Runterschalten, zum Kopf frei machen und Ankommen. Der Holzsteg führt
darüber hinweg und mich, durch ein Waldstück, wieder auf festen Boden. Dahinter fließt ein Bächlein und ich laufe auf
einem Wanderweg nebenher. Ich fühle mich wie im Teil eines wilden, bizarren aber wunderschönen Zauberwaldes.
Hohe Kiefern überragen abgebrochene tote Stämme neben mannshohen Laub- und Nadelbäumen. Wo man auch
hinschaut, es ist überall sattes Grün und ein azurblauer Himmel darüber. Die Natur scheint intakt zu sein, denn ich höre
den Ruf von einem Kuckuck. Käme jetzt eine Brockenhexe um die Ecke geritten, es würde mich nicht wundern. Am
Ende des Weges, hier ist man wieder auf dem Goethewanderweg, erfährt eine Gruppe Jugendlicher von einem Harz-
Ranger Wissenswertes über die Besonderheiten dieser Natur im Harz. Auf einer Bank sitzend lausche auch ich eine
Weile, dann begebe ich mich auf dem Goetheweg Richtung Luchsdenkmal.
Eine Holzbrücke führt über einen der vielen Wasserläufe der Abbe, ein Bach, in dem sich das Regen- und Moorwasser
sammelt und abfließt. Hier steht das Luchsdenkmal und einen Rastplatz gibt es auch. Die Bronzeplastik vom Luchs
befindet sich nahe der Stelle, wo vor etwa zwanzig Jahren einige dieser eleganten Tiere ausgewildert wurden.
Inzwischen sind Luchse im Harz wieder heimisch, nur gesehen habe ich in freier Natur noch keinen. Andere Wanderer
aber schon. Dafür blickt mich ein kleiner Hund aus einem Fahrradkörbchen an. Den würde ich am liebsten gleich
mitnehmen, doch Frauchen möchte mit ihm lieber rauf zum Brocken. Na dann, gute Reise, kleine Fellnase.
Ich verlasse diesen zauberhaften Ort und folge dem Goetheweg zurück bis zu einer Senke. Von nun an geht es wieder
bergan, Richtung Torfhaus. Wahrscheinlich könnten mich Luchse schnaufen hören, hätte sich einer irgendwo versteckt.
Auf halber Höhe steht ein Stempelkasten: Wald-Wandel-Weg. Der Wanderer kann hier anhand von vergleichenden
Fotos, und beim Gang durch ein kleines Waldstück, nachvollziehen, wie sich der Hochwald in den vergangen zwei
Jahrzehnten verändert hat. An dieser Stelle „verliere“ ich auch einen weiteren Harzstein, in der leisen Hoffnung, einige
dieser Steine mögen gefunden werden und dem Finder ein wenig Freude bereiten. Minuten später steige ich ins Auto
und begebe mich wieder auf die Piste. Ein Zwischenstopp bei Kucki, zwischen Braunlage und der Elend, ist aber fast ein
Pflichttermin. Mich lockt wieder einmal eine Erbsensuppe plus Bockwurst in freier Natur. Herz, was willst du mehr?!
Danach sehne ich mich nur noch nach einer Dusche und etwas Ruhe. Die neuen Wanderschuhe haben ihre Harztaufe
bestanden.